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Gestaltpädagogisches Zentrum Schleswig-Holstein
im dragonboard-institut (dragonboard-group change projects)

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Was habe ich davon, wenn ich mich mit Gestaltpädagogik auseinandersetze?

Antwort 1:

Sie erfüllen als "Lehrkraft" Ihren tatsächlichen Auftrag; Sie achten wie auch nichtschulische Teamführer auf die individuelle Entwicklung der einzelnen Teammitglieder.

Antwort 2:

Sie können heterogene Gruppen besser und erfolgreicher führen.

Antwort 3:

Es geht Ihnen persönlich besser, weil Sie entspannter mit der Vielfalt der Menschen umgehen und Sie auf den Lern- und Entwicklungswillen der Lernenden vertrauen können.

Eigentlich sind das die Anworten, die ausreichen.
Ich möchte dennoch einiges aus der Sicht von "Lehrkräften" ergänzen und erläutern.

Viele KollegInnen finden ihre Rolle nicht. Sie haben Zweifel darüber, was eigentlich die Kernprozesse von Schule sind.

Wenn Menschen Lehrerin oder Lehrer werden, können sehr unterschiedliche Bedürfnisse zum Zeitpunkt der Berufswahl Gestalt angenommen haben, ohne dass Sie sich dessen wirklich bewusst waren. Diese Bedürfnisse reichen von der Sorge um die eigene Sicherheit, die Sicherheit des regelmäßigen Einkommens, die Ferien, die erhöhte Kreditwürdigkeit und eine scheinbar überschaubare Arbeitszeit bis zu Vorstellungen wie "Ich wollte Kindern und Jugendliche das Rüstzeug für das Leben mitgeben, sie beim Lernen unterstützen, ihnen die eigene Faszination für das Unterrichtsfach vermitteln, usw.".

Hier wäre es schon hilfreich gewesen, mehr über sich selbst zu wissen.

Schnell mussten Kolleg*innen im Referendariat und später im Beruf erkennen, dass sie sich ständig in einem Dreieck, das von ihrem eigenen Rollenverständnis, den Erwartungen der Hierarchie und den Zuschreibungen von Schülern, Eltern, Öffentlichkeit und Kolleg*innen aufgespannt wird, bewegten und sich selbst positionieren mussten. Das ist im Prinzip der ganz normale berufliche Alltag,

Schule und Verwaltung funktionieren aber noch ein wenig anders als die Wirtschaft. Residuen militärischer Strukturen ermöglichen die Erzeugung von Angst, Intransparenz und scheinbarer Willkür durch die Hierarchie. Das ist nicht an jeder Schule so, kommt aber häufiger vor, als der Bürger gemeinhin glaubt.

Rolen-Trilemma

Was die Begegnung mit Macht und manchmal eben auch mit Machtmissbrauch und der dabei gefühlten eigenen Ohnmacht mit dem einzelnen als Adressat machen, hängt nun wiederum von der jeweiligen Persönlichkeit und der Art, wie dieser Mensch gestrickt ist, ab. Hier reichen die Reaktionen von "Untertan sein" oder "verlängerten Arm der Hierarchie werden" über Haltungen wie den konstruktiven Mitarbeiter bis zum Anwalt der Zuschreiber und Rebell gegen die Hierarchie. Die eigene gefühlte Ohnmacht lässt manchen leise innerlich oder laut tatsächlich kündigen.
Und ob Führungskräfte ihren seelischen Zustand an die von ihnen abhängigen weiterreichen, hängt ebenfalls von der jeweiligen Persönlichkeit und dem Gestricktsein ab.

Zum Nachdenken und zur Motivation

„Der wahre Zweck des Menschen, nicht der, welchen die wechselnde Neigung, sondern welche die ewig unveränderliche Vernunft ihm vorschreibt, ist die höchste und proportionierlichste Bildung seiner Kräfte zu einem Ganzen. Zu dieser Bildung ist Freiheit die erste und unerläßliche Bedingung. […]
Gerade die aus der Vereinigung Mehrerer entstehende Mannigfaltigkeit ist das höchste Gut, welches die Gesellschaft gibt, und diese Mannigfaltigkeit geht gewiß immer in dem Grade der Einmischung des Staates verloren. Es sind nicht mehr eigentlich die Mitglieder einer Nation, die mit sich in Gemeinschaft leben, sondern einzelne Untertanen, welche mit dem Staat, d. h. dem Geiste, welcher in seiner Regierung herrscht, in Verhältnis kommen, und zwar in ein Verhältnis, in welchem schon die überlegene Macht des Staats das freie Spiel der Kräfte hemmt.
Gleichförmige Ursachen haben gleichförmige Wirkungen. Je mehr also der Staat mitwirkt, desto ähnlicher ist nicht bloß alles Wirkende, sondern auch alles Gewirkte. […] Wer aber für andere so räsoniert, den hat man, und nicht mit Unrecht, in Verdacht, daß er die Menschheit misskennt und aus Menschen Maschinen machen will.“

Wilhelm von Humboldt (* 22. Juni 1767 † 8. April 1835); aus seiner 1792 verfassten Abhandlung „Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen“

 

Neulich an einem Gymnasium im Schatten der Wartburg

Verfolger: Die gesamte Schulzeit über werden Heranwachsende mit den Vorstellungen der Klassenlehrerin über Lernen drangsaliert und die Nicht-angepassten mit schlechten Noten kurz gehalten.

Dramadreieck

Opfer: Die betroffenen Kinder erdulden die Demütigungen, die dazu gehörenden Eltern haben Mühe, den Schaden an der Persönlichkeit der betroffenen Kinder abzufedern.

Retter: Nach der Abiturfeier lädt die bis zum Schluss verfolgerische Klassenlehrerin alle Absolventen auf ein Glas Sekt im Sinne " War doch alles nur zu Eurem Nutzen und gar nicht so schlimm!" ein.

Merke: Der Retter ist nicht besser als der Verfolger. Man erkennt ihn daran, dass er immer sofort und ungefragt erscheint.


Wer Angst verbreitet, hat selber Angst!

Heutzutage müssen wir zusehen, wie mächtige Menschen -meist Politiker, aber eben auch Lehrer*nnen, Eltern, Erzieher*innen, usw.- diese Macht missbrauchen, in dem sie anderen, die nicht ihrer Meinung sind, den Schutz entziehen und sie verfolgen. Dabei scheuen sie sich nicht, Sichtweisen, die anders als die eigenen sind, als Lüge (fake-news), Verrat oder Rechtsbruch zu diskreditieren. An diesem, manchmal an Paranoia erinnernden Verhalten kann man die Angst, die diese Menschen vor den anderen haben, ablesen.
In kleinerer Dimensionen erzählt auch das mit Noten und Disziplinarmaßnahmen verfolgerische Verhalten von Lehrer*innen von der gleichen Angst vor Vielfalt oder dem mangelnden Zutrauen zu sich selbst, mit Vielfalt umgehen zu können.
Jedes Verhalten entlarvt den Handelnden, ohne dass der überhaupt schon ein Wort gesprochen hat. Und wenn er redet, dann erst recht.

Wer als Führungskraft nicht weiß, wie er tickt, kann grob fahrlässig viel Schaden an sich und seiner sozialen Umwelt anrichten.
Wer allerdings schon ahnt, wie er tickt und sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen will, handelt vorsätzlich!
Wer ein solches Verhalten als Vorgesetzter zulässt, versagt in seinem Amt.

Auf den Lehrer/die Lehrerin kommt es an! (J. Hattie)

Gestaltpädagogisch geschulte Menschen sehen hin! Nicht auf Teilaspekte, sondern immer auf den ganzen Menschen und sein Umfeld. Das machen sie bei sich selbst und anderen Menschen.

  • Sie wollen nicht "wegmachen", sondern gehen mit dem, was ist, konstruktiv um!
  • Sie lagern "Unerwünschtes" nicht in eine "bad bank" aus, sondern integrieren es, um es ändern zu können.
  • Sie erkennen bei Konflikten den eigenen Anteil, die eigenen Bedürfnisse, die hinter ihrem Handeln stehen. Sie suchen für selbstschädigendes Verhalten nach alternativen Handlungen, die den gleichen Sinn wie die ursprüngliche erfüllen.

Gestaltpädagogische Schulungen eröffnen Ihnen dabei neue Einsichten in sich selbst und dadurch neue Handlungsoptionen. Gestaltpädagogisch geschulte Menschen sind achtsam und gehen vor allem mit den Menschen, die sich ihrem Schutz anvertrauen, verständnisvoll um. Sie ermutigen letztere zur eigenen Entwicklung und schützen und begleiten sie dabei, ohne sie zu bevormunden.

Gestaltpädagogisch geschulte Menschen zeigen,

  • dass es trotz manchmal behindernder Rahmenbedingungen möglich ist, in einer vielfältigen Lerngruppe auf jeden individualisiert einzugehen und für jeden das Lernen auf seinem höchsten Niveau gelingen zu lassen.
  • dass sie mit dieser Vielfalt umgehen können,
  • dass es ihnen und den Lernenden dabei gut gehen und letztere ihren Willen zum Lernen erhalten und teilweise sogar erhöhen können.
    Das ist ihr Auftrag als Lehrerin und Lehrer; das ist der Kernprozess von Schule.
    Nebenbei erfüllen Sie dann auch noch die geforderten Kennzahlen. Das ist aber nicht der Kernprozess von Schule!

Als Gestaltpädagoge/Gestaltpädagogin werden Sie ein Vorbild in Selbststeuerung und im emphatischen Umgang mit anderen.
Sie sehen hin und beugen der Einfältigkeit und Gleichmacherei vor.

Persönliche Anmerkung:

Zu dem Finger, auf denen Menschen auf andere zeigen, gehören noch drei andere, die in der Handfläche versteckt sind. Auf einem dieser drei Finger steht: "Ich fühle mich ohnmächtig und habe keine Handlungsoption, um auf das Phänomen, auf das ich zeige, konstruktiv zu reagieren!"
Gestaltpädagogen und -psychologen sind sich dessen bewusst und können konstruktiv reagieren.

 

 

Zuschreibungen und Erwartungen Dramadreieck